So, die richtige Zigarre ist gefunden. Jetzt stellt sich Ihnen sicherlich die Frage, wie Sie an Ihren wohlverdienten Genuss kommen. Zunächst einmal ist der Genuss der Zigarre nicht auf das schnöde Rauchen beschränkt. Der optische Eindruck ist ebenso wichtig, wer möchte schon grob-aderige und fleckige Zigarren rauchen, die sich dazu noch seltsam anfühlen? Mir geht es zumindest immer so, dass ich das zu rauchende Lustobjekt zunächst optisch begutachte. Bei würzig-saftigen oder elegant-cremigen Deckblättern, die zudem noch exzellent verarbeitet wurden, freut man sich umso mehr auf den bevorstehenden Smoke. Auch der sensorische Eindruck, der gut gelagerten Zigarre, das elastische Nachgeben der Zigarre auf leichtes Drücken, ist ein besonderes Erlebnis. Ob man die Bauchbinde der Zigarre entfernt oder nicht, bleibt jedem selbst überlassen. Es besteht jedoch die Gefahr, das Deckblatt zu beschädigen, wenn man die Bauchbinde entfernt, bevor sich der Leim der Bauchbinde durch die Hitze des Anrauchens gelöst hat.
Da handgemachte Zigarren am Kopfende immer geschlossen werden, muss dieses folgerichtig jetzt geöffnet werden. Dazu stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Die beiden eleganten Varianten sind das Öffnen mit einer ein- oder zweischneidigen Guillotine bzw. Schere und das Öffnen mit einem Zigarrenbohrer. Unserer Meinung nach ist die Entscheidung zwischen einem Bohrer und einer Guillotine nur subjektiv zu treffen. Der Bohrer hat den Vorteil, dass lediglich ein Loch in das Deckblatt gebohrt wird, wodurch man beim Rauchen weniger durch Tabakkrümel im Mund gestört wird, wie das beim bloßen Abschneiden der Fall sein kann. Der einzige Nachteil der Bohrer ist, dass funktionierende Exemplare, die es erlauben, mit mehreren Durchmessern zu arbeiten, lediglich von Davidoff ab ca. CHF 200.– erhältlich sind. Somit kristallisieren sich die zweischneidige Guillotine (wegen der gleichmäßigeren Druckverteilung gegenüber der einschneidigen) für den mobilen Einsatz und die Zigarrenschere aufgrund der schöneren Optik für den Einsatz im Humidor zu Hause als die besten Alternativen heraus.
Jetzt fehlt eigentlich nur noch das Feuer. Sämtliche geruchsfreien Flammenquellen eignen sich zum Anzünden einer Zigarre, lediglich von schwefelhaltigen Streichhölzern und Benzinfeuerzeugen raten wir dringend ab, da sich der Geschmack auf die Zigarre übertragen kann. Die Zigarre sollte im 45°-Winkel über die Flamme gehalten werden, so dass diese die Zigarre nicht direkt berührt, aber sich dennoch ein blauer Hitzekranz um das Brandende bildet. Während des Anzündens sollte man die Zigarre drehen, um einen gleichmäßigen Brand zu erhalten. Hierbei unterstützt die Industrie den Aficionado mit neuen Zigarren-Feuerzeugen die mit einer breiteren Düse ausgestattet sind.
Jetzt geht‘s los. Die ersten Züge sagen bereits viel über die Verarbeitung einer Zigarre aus. Sie sollte gut ziehen und gleichmässig abbrennen. Lehnen Sie sich zurück und geniessen sie; das Aroma der Zigarre kann sich nur richtig entfalten, wenn sie langsam und bedächtig geraucht wird. Frei nach Zino Davidoff sollte man einer Zigarre dennoch seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenken und sich um sie kümmern, da sie sonst ausgeht (eine Zigarre wieder anzuzünden ist unter eventuellen geringen Geschmackseinbussen durchaus möglich).
Da sich das Aroma der Zigarre im Rauchverlauf verändert, sollte man spätestens nach zwei Dritteln die Zigarre ausgehen lassen (ausgehen lassen, nicht ausdrücken 🙁 ), da sich während des Rauchens Bitter- und Schadstoffe im letzten Drittel angesammelt haben, die die Zigarre dann extrem kräftiger und mitunter auch bitterer werden lassen.